Português
isto não é um diário. não vou escrever minhas memórias nem testemunhar a época em que vivemos juntas. não se trata de confissão. seria antes uma performance curvatura do corpo apresentação da voz. pego um caderno rasgo páginas. suspeito de tudo principalmente dela. ouço ruídos vejo vultos escuto passos. há histórias de loucura nas mulheres da minha família trocam de pele feito cobra. não quero tirar conclusões fazer relatório instaurar processo. anoto rasuro jogo fora. corto sem pudor. aprendi com ela. rabisco. não quero dar bandeira levantar suspeitas. conheci vários tipos de gente ela não era catalogável. uma voz estranha sem melodia. às vezes falava devagar outras acelerava engolia sílabas vomitava frases. conheci vários tipos de gente. certa vez encontrei um sujeito que falava na primeira pessoa do plural. dizia ter muitos companheiros e passear com eles por campos imaginados. ela ficou visivelmente interessada. conversamos na casa de uma amiga. era um cara esquisito. estudava com um guru as artes do desaparecimento. por fim matou o próprio mestre e sobre isso escreveu várias cartas algumas notas e um depoimento. não sei dizer se desapareceu.
Izabela Leal,
A Intrusa
Garamond (2016)
Arlindo recordava a sua vida como se fosse feita de períodos, de grandes blocos justapostos e consequentes, dentro dos quais as memorias se confundiam, formando imagens pouco nítidas. Da infância recordava a escola, e pouco mais. Os outros gozavam com o seu nome: ar lindo, ai que lindo, gritavam. Não te rales, dizia o pai, se nao troçassem do teu nome, descobririam qualquer outro pretexto para troçarem. Sim, talvez o gozassem também por ser gordinho, tímido, e pouco dado a jogos de bola, mas o nome era importante, era uma marca visível; era a causa de todo o seu mal-estar interior, sentia...
Maria Isabel Barreno,
Verde, cor da esperança
In: Do branco ao negro, Sextante Editora (2014)
Deutsch
das ist kein tagebuch. ich habe nicht vor meine memoiren niederzuschreiben oder von der zeit zu berichten als wir zusammenlebten. es ist kein geständnis. vielmehr ist es eine performance krümmung des körpers zurschaustellung der stimme. ich greife nach einem heft zerreiße seiten. verdächtige alles vor allen dingen sie. vernehme lärm sehe gestalten höre schritte. man erzählt sich frauen meiner familie seien dem wahnsinn verfallen sie streifen die haut ab wie schlangen. ich möchte keine schlüsse ziehen keinen bericht erstatten kein verfahren eröffnen. mache notizen streiche durch werfe fort. zerschneide ohne scham. habe von ihr gelernt. kritzele. will mir keine blöße geben keinen verdacht auf mich ziehen. mir sind verschiedene sorten mensch begegnet sie war nicht katalogisierbar. eine fremde stimme ohne melodie. mal sprach sie langsam mal hastig verschluckte silben würgte sätze heraus. mir sind verschiedene sorten mensch begegnet. ich lernte einmal jemanden kennen der sprach in der ersten person plural. er behauptete viele freunde zu haben und mit ihnen durch fantasiefelder zu ziehen. sie war sichtlich interessiert. wir unterhielten uns im haus einer freundin. er war ein komischer vogel. ließ sich von einem guru in die kunst des verschwindens einweisen. schließlich tötete er den eigenen meister und schrieb darüber mehrere briefe einige notizen und eine aussage. ich kann nicht sagen ob er verschwand.
Izabela Leal
Die Andere
Leipziger Literaturverlag (2020)
Arlindo erinnerte sich an sein Leben, als würde es aus wiederkehrenden Abschnitten bestehen, großen nebeneinanderliegenden und aneinandergereihten Blöcken, in deren Inneren sich die Erinnerungen vermischten und undeutliche Bilder formten. Von der Kindheit erinnerte er sich an kaum mehr als die Schulzeit. Die anderen machten sich lauthals über seinen Namen lustig: Ar-lindo, du schönes Lüftchen, riefen sie. Mach dir keinen Kopf, pflegte der Vater zu sagen, wäre es nicht dein Name, so würden sie dich wegen etwas anderem hänseln. Ja, vielleicht machten sie sich auch deshalb über ihn lustig, weil er dicklich, schüchtern und ungeschickt im Umgang mit dem Ball war, doch der Name war wichtig, war ein unübersehbarer Makel; dies war der Ursprung seiner inneren Unruhe, das spürte er...
Maria Isabel Barreno,
Grün, Farbe der Hoffnung
Übersetzung von Julia Schönmann und Timur Stein
In: Von Weiß bis Schwarz, Leipziger Literaturverlag (2017)